Auszug aus meinem Buch: „Ich sehe was“, ISBN 9783756802784
Eine rasante Fahrt
Die Schoko-Osterhasen sind da.
Dabei liegt auf den Gehwegen noch der Streukies vom Winter.
Die Temperaturen schwanken. Nach einem Sonnentag setzt Schneeregen ein. Der Winter klammert. Doch sein erbitterter Kampf um jeden Tag geht im munteren Konzert von Spatzen und Co. unter.
Als ich nach einem Arztbesuch einen neuen Termin vereinbaren will, meint die Schwester mit Blick auf den Kalender: Ach ja, bald ist Ostern, das erste Quartal vorbei, dann kommt der Sommer, und ehe wir uns versehen…
Ihre Worte drücken auf meine Stirn, ein Kopfschmerz bahnt sich an.
Schöne Woche noch, murmle ich und mache, dass ich rauskomme.
Es ist, als würde mir ein rasender Zug über die Füße fahren, weil ich es nicht rechtzeitig geschafft habe, zur Seite zu springen. Ich möchte runter von den Gleisen und viel lieber auf dem Bahnsteig stundenlang auf einer morschen Bank sitzen…
Ich hole meinen Sohn vom Bus ab. Ein hochgewachsener junger Mann kommt auf mich zu.
Das ist ja eine Überraschung!
Ich sehe zu ihm hoch und frage lachend: Warst du letzte Woche auch schon so groß?
Ach das kommt dir nur so vor, weil du eben kleiner wirst.
Er legt seine kräftige Hand auf meine Schulter.
Und so stehen wir. Einen winzigen Moment. Der Große und die Kleine.
Und der Zug hält an.