Der Gedankenzug

Aus meinem Buch “ Der Goldene Weg“


Schleicht ganz leis’

auf dem Gleis

der Gedankenzug heran.                               

Bringt mir,

ungefragt und oft,

die Kleider des Erinnerns.

Und die Farben wechseln,

und die Größen wechseln

und Menschen erscheinen,

denen sie einst passten.                                            

Schleicht ganz leis’

auf dem Gleis

der Gedankenzug heran.

Und der Zug hält an –

die Türen öffnen sich

den Leibern,

dass es nur so ein Gedränge ist.        

Und die Menschen tragen meine Kleider

und ich trage die ihren und

der Bahnsteig füllt sich und

der Bahnhof quillt über.

Nur ich bleibe stehen,

um Menschen zu sehen

und zu verabschieden

in meinen fremden Kleidern.

Schleicht ganz leis’

auf dem Gleis

der Gedankenzug heran.

Kommt und fährt in einer

Endlosschleife

auf dem unsichtbaren Gleis.

Wer nur

stellt

das Signal?

Text und Foto: Astrid Reimann

Von Astrid Reimann

Journalistik-Studium, zwei Semester, Fachschule für Journalistik des Verbandes der Journalisten der DDR | Studium kreatives Schreiben, sechs Semester, Axel Andersson Akademie Hamburg | 2006 Farbimpressionen und Collagen mit Acrylfarbe und verschiedenen Materialien | Seit 2014 Momentaufnahmen, Stillleben