… nach einer wahren Begegnung, aus meinem Buch „Ich sehe was…“
Nun setz dich hin!
Der kleine Junge steht immer wieder von seinem Platz auf und beugt sich zur Seite, um noch besser sehen zu können.
Aber da ist der Weihnachtsmann, wirklich, Mama.
Er zeigt zum Ende des Ganges.
Die Mutter wirft einen Blick über die Schulter.
Da vorne.
Er strahlt.
Hallo Weihnachtsmann!
Ruft er und winkt. Und der Weihnachtsmann erwidert seinen Gruß.
Es ist zwei Tage vor Heiligabend.
Komm, wir müssen aussteigen.
Sagt die Mutter und drückt dem Jungen die Wollmütze in die Hand.
Tschüss Weihnachtsmann!
Ruft der Junge noch zwei, drei Mal, hopst aus der Bahn, läuft vor, ist zu schnell für die Mutter.
Nun steht er genau vor der Scheibe, hinter der der vermeintliche Weihnachtsmann sitzt.
Und beide winken sich zu, solange, bis die Bahn weiterfährt.
An der nächsten Haltestelle muss ich auch raus. Von meinem Sitzplatz aus hatte ich die ganze Zeit nur einen roten Jackenärmel erblickt. Nun bin ich gespannt darauf, den Weihnachtsmann zu sehen.
Der Weihnachtsmann ist eine Frau. Und ist auch keine Weihnachtsfrau. Sie trägt lediglich eine rote Jacke, diese lustige Mütze, rot mit weißem Rand und Bommel, die sich viele in diesen Tagen aufsetzen. Mund und Nase sind von einer FFP2-Maske bedeckt.
Für den Kleinen aber war sie eindeutig der Weihnachtsmann und die Maske war der weiße Bart, was auch sonst?
Vielleicht würde er seinen Freunden erzählen:
Der Weihnachtsmann war in meiner Straßenbahn!
Und vielleicht würde die Frau erzählen:
Ich war heute der Weihnachtsmann.
Es bedarf oft so wenig, um Freude zu schenken.
Zeichnung: Petra Wölfel-Schneider